Eine Beratungspflicht bei online angebotenen Versicherungsprodukten? Wenn es nach der EIOPA geht, soll dies bald umgesetzt werden, um größere Transparenz für die Verbraucher zu schaffen.
Doch was bedeutet die Forderung von EIOPA für die Versicherungsbranche?
Entmachtung des Preises
Laut dem „Versicherungsboten“ werden über undurchsichtige Vergleichsportale zahlreiche unwirksame Verträge und unzureichende Versicherungsprodukte abgeschlossen.
Verbraucher orientieren sich hauptsächlich am Preis und informieren sich aufgrund dessen oft unzulänglich über die Rahmenbedingungen.
Die Vorschläge der EIOPA bedeuten für Online-Vergleichsportale, dass sie alle Details zu angebotenen Produkten und sämtliche Auswahlkriterien der Rankings offen darlegen müssen. Außerdem sollen keine versteckten Zusatzgebühren mehr erhoben werden dürfen.
Die wohl wichtigste Änderung wäre aber, dass fortan nicht mehr der Preis als Hauptvergleichskriterium gelten soll. Bei zunehmender Komplexität der Produkte sollen zusätzliche Kriterien beachtet werden müssen und laut EIOPA soll eine Beratungspflicht bei Online-Abschlüssen eingeführt werden.
Für Online-Vergleichsportale brächte diese Forderung weitreichende Änderungen mit sich.
Welche Auswirkungen hätten die Änderungen für die Versicherungen selbst?
Das Internet spielt eine immer größere Rolle bei der Entscheidung für ein Versicherungsprodukt.
Laut einer Studie der Allianz suchen 18,1% der Verbraucher im Internet vor allem auf allgemeinen Seiten, wie beispielsweise Webseiten von Tageszeitungen, nach Informationen.
Problematisch ist bei der Online-Suche allerdings, dass die aufgerufenen Seiten die Produkte nicht umfassend genug erklären und Verbraucher deshalb häufig zum günstigsten Angebot greifen.
Gerade bei einer weitreichenden Entscheidung, wie der für ein Versicherungsprodukt, sollte das Kleingedruckte jedoch wichtiger sein, als der finanzielle Aspekt.
Die Forderungen der EIOPA bedeuten nicht zwangsweise Einschränkungen für das Online-Angebot von Versicherungen. Vielmehr bedeuten die Änderungen eine Chance, um die Versicherungsbranche zu revolutionieren.
Selbst umfassende Detailauflistungen der Vergleichsportale tragen nicht zu einer Reduktion unwirksamer Verträge, oder mangelhaftem Versicherungsschutz bei, wenn sie nicht von den Verbrauchern gelesen werden.
Zudem können individuelle Situationen nicht durch standardisierte Vergleichsprozesse erfasst werden.
Die persönliche Beratung, als umfassende Möglichkeit passgenau auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und den richtigen Versicherungsschutz für jeden Kunden zu finden, garantiert zufriedene Kunden und schafft Vertrauen zwischen Versicherung und Verbraucher. Jedoch finden Beratungsleistungen größtenteils noch vor Ort statt.
Videoberatung – die Zukunft für Online-Abschlüsse in Versicherungsbranche?
Die Forderung nach mehr Transparenz kann als Chance verstanden werden, auch Beratungsleistungen via Internet anzubieten (siehe auch: Versicherungen und Banken: Durch Videoberatung den Online-Abschluss transparenter machen). Dies bietet die Möglichkeit den Verbrauchern mit Hilfe des immer und von überall verfügbaren Kundenservices die gewünschte Flexibilität zu gewähren und gleichzeitig die hohe Qualität der Beratung beizubehalten. Folglich könnte die Zahl der unwirksamen und unpassenden Versicherungsprodukte reduziert werden.
Die Initiative der EIOPA stellt also für die Versicherungsbranche an sich weniger eine Bedrohung, als vielmehr der Beginn einer neuen Ära des Kundenservices dar.
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