Die deutschen Versicherer haben Ihre digitalen Investitionen massiv erhöht. Im Angesicht der wachsenden Konkurrenz durch junge InsurTech Startups wachsen die Ausgaben für IT sogar stärker als die Umsätze. Die Digitalisierung scheint angekommen in einem schwierigen, wirtschaftlichen Umfeld.
Worin investieren die Unternehmen genau und welche Ziele verfolgen sie?
Der digitale Wandel führte im vergangenen Jahr zu einer erneuten Steigerung der Ausgaben für die digitale Infrastruktur. Die Versicherungsbranche gab im Jahr 2015 fast 4 Prozent mehr aus als im Vorjahr, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. gestern im Rahmen der Vorstellung einer neuen Studie mit.
Es lohnt sich jedoch einen genauen Blick auf die Aufteilung der Investitionen zu riskieren und die Aufteilung der Gesamtausgaben auf die verschiedenen Kostenarten unter die Lupe zu nehmen um Investitionsschwerpunkte und Ziele besser zu interpretieren.
Kostenoptimierung wird zur zentralen Herausforderung
Die Unternehmen investieren schwerpunktmäßig in prozessübergreifende Projekte und interne IT-Infrastrukturprojekte. Die durch die digitale Transformation notwendig gewordenen Anpassungen der Infrastruktur sind hier wohl ausschlaggebend. Gefragt nach den Investitionszielen, möchten die meisten Befragten, genau wie im Vorjahr, ihre Unternehmens- und IT-Strategie mit den Investitionen unterstützen. Dicht dahinter folgt jedoch ein neues Ziel. Die Investitionen zur Optimierung der Kosten werden ebenfalls sehr häufig genannt, diese Kategorie hat sich im Vergleich zu den Vorjahren am deutlichsten verändert. Hier wird dem steigenden Kostendruck in einem immer schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld Rechnung getragen.
Betrachtet man die Schwerpunkte der Unternehmensstrategien liegen diese, wie in den Vorjahren, auf der Verbesserung der IT-Architektur und Software. Ein deutlich größeren Schwerpunkt als in den Vorjahren nimmt der Aufbau neues Know-hows und neuer Skills im IT Bereich ein. In Anbetracht einer Überalterung der Mitarbeiter eine große Herausforderung.
Die wichtigsten Digitalisierungsprojekte
Der Erhebung des GDV wurde ein Fragekomplex zur Digitalisierung angehängt um die Relevanz verschiedener, digitaler Themen zu ergründen. Der Verband ordnet digitale Themen in vier Bereiche: Wachstum, Effizienz, Perspektive und Impulse.
Die befragten Unternehmen sehen die wichtigsten Digitalisierungsprojekte im Wachstumsbereich. Hierzu zählen zusätzliche Zugangskanäle und digitale Kommunikationsangebote, die immer wichtiger werden, sowie Datensicherheit und Datenschutzregelungen. Als ebenso relevant, und in Planung oder technischer Umsetzung schon recht weit voran geschritten, sind Projekte zur Kostenoptimierung und Steigerung der Produktivität, auch hier schlägt sich das wirtschaftliche Umfeld nieder. Hier sind allerdings Synergieeffekte zu beachten, da digitale Kanäle zu gesteigerter Effizient beitragen und Opportunitätskosten senken. Überraschenderweise spielen die Bereiche BigData und Cloud in der Selbsteinschätzung der Unternehmen keine besonders große Rolle mehr, obwohl sie in den vergangenen Erhebungen stets als wichtig eingeschätzt wurden.
Quelle: gdv.de | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
Was bedeuten diese Entwicklungen?
Die steigenden Investitionen repräsentieren die wachsende Auseinandersetzung der Versicherer mit der digitalen Transformation. Zwar täuschen die Investitionssumen teilweise, beispielsweise investiert die ERGO 500 Millionen Euro in Systeme, die sie am „Ende des Lebenszyklus“ sieht, wie Vorstandschef Dr. Markus Rieß formuliert, jedoch zeigt sich im Kundenverhalten, dass Digital mehr ist als ein kurzlebiger Trend. Die Unternehmen werden hier künftig noch stärker nachziehen und, wie die Allianz mit Allianz X, der mit 430 Millionen ausgestatteten neuen Startup-Abteilung des Münchner Versicherungskonzerns, weiter investieren.
Der GDV hat auch die Kanäle beobachtet, über die Kunden mit ihrem Versicherer in Kontakt treten. Eindeutiger Trend: der Anteil der digitalen Kanäle im Kontakt zwischen Versicherer und Kunden hat um 37 Prozent zugenommen. Kunden werden noch mehr digitale Kanäle nutzen, wenn die Versicherer diese anbieten und die Digitalisierungslücke schließen.